Zertifizierungsstruktur im Hochgebirgssektor

Die Aufrechterhaltung der Sicherheit bei der Durchführung von Aufgaben im vertikalen Raum erfordert eine solide theoretische und praktische Grundlage. IRATA (International Industrial Rope Access Trade Association) ist ein im Vereinigten Königreich gegründeter Verband, der seit mehr als drei Jahrzehnten Standards für seilunterstütztes Arbeiten in der Höhe setzt. Die Organisation hat detaillierte Richtlinien für die Qualität von Kursen und die Überprüfung von Fortschritten ausgearbeitet, die sich in standardisierten Anforderungen für alle Länder niederschlagen. Das von ihr geschaffene System der beruflichen Kompetenzen basiert auf einer dreistufigen Struktur, die den schrittweisen Erwerb von Qualifikationen und Erfahrungen ermöglicht. Die erste Stufe richtet sich an Anfänger, die zweite Stufe ist für Techniker gedacht, die für eigenständige Aufgaben und Notfalleinsätze bereit sind, während die dritte Stufe Führungsaufgaben in einem Arbeitsteam ermöglicht.

Bedingungen für die Teilnahme an dem Kurs

Der IRATA L2-Schulungskurs richtet sich an Inhaber eines gültigen L1-Zertifikats mit mindestens einem Jahr Erfahrung in seilunterstützten Tätigkeiten. Außerdem müssen mindestens 1.000 Stunden Praxis nachgewiesen werden, die durch Logbucheinträge bestätigt werden. Der Kandidat sollte beruflich aktiv sein und über eine gute körperliche Fitness verfügen. Außerdem muss er ein aktuelles ärztliches Attest vorlegen, aus dem hervorgeht, dass keine Kontraindikationen für die Arbeit in der Höhe bestehen. Das Mindestalter beträgt 19 Jahre - eine Anforderung, die sich aus der Notwendigkeit eines angemessenen zeitlichen Abstands zwischen den Zertifizierungsstufen ergibt, da IRATA keinen beschleunigten Aufstieg vorsieht. Diejenigen, die ihre L2-Zertifizierung erneuern möchten, können sich ebenfalls bewerben, vorausgesetzt, der Abstand hat sechs Monate nicht überschritten.

Wie läuft der Zertifizierungsprozess der Stufe 2 ab?

Der Kurs ermöglicht es Ihnen, die erforderlichen Fähigkeiten zu entwickeln, um fortgeschrittene Aufgaben in einem Arbeitsumfeld in der Höhe auszuführen. Die Teilnehmer bereiten sich auf die Durchführung von Tätigkeiten vor, die Präzision, Verantwortung und effektive Teamarbeit erfordern.

Während des Ausbildungszyklus werden Feldübungen durchgeführt, die den Aufbau von Arbeitsplätzen, die Bedienung von Hebesystemen, das Bewegen mit Multifunktionsgeräten und die Durchführung von Evakuierungsmaßnahmen umfassen. Die Auszubildenden lernen, wie man Seile in verschiedenen Konfigurationen bewegt und wie man auf Notfallsituationen reagiert. Der letzte Tag ist einer praktischen und theoretischen Prüfung gewidmet, die von einem unabhängigen Prüfer durchgeführt wird. Geprüft werden u. a. Rettungsverfahren, die Einhaltung der geltenden Normen und die korrekte Ausführung von Aufgaben unter Bedingungen, die eine reale Arbeitsumgebung simulieren.

Nach erfolgreichem Abschluss der Prüfung erhalten Sie ein dreijähriges Zertifikat und eine Eintragung in eine internationale Datenbank. Dieses Dokument befähigt Sie zur Teilnahme an Projekten, die Selbstständigkeit, gute Kenntnisse der technischen Grundsätze und die Fähigkeit, in einer operativen Struktur zu arbeiten, erfordern.

Aufzeichnung der Berufserfahrung

Der Abschluss des Kurses bedeutet nicht das Ende des Entwicklungsweges des Industriekletterers. Einer der Eckpfeiler des IRATA-Systems ist die Verpflichtung, ein Praxistagebuch zu führen, in dem die ausgeführten Aufgaben, die Anzahl der Arbeitsstunden und die angewandten Methoden dokumentiert werden. Ein zuverlässig geführtes Logbuch bildet die Grundlage sowohl für die Beantragung der nächsten Zertifizierungsstufe als auch für die Erneuerung von Qualifikationen. Es ist ein Nachweisinstrument, das auch als Bestätigung der tatsächlichen Praxiserfahrung dient und sich direkt auf die weitere berufliche Entwicklung auswirkt.

Möglichkeiten zur Anwendung der erworbenen Kompetenzen

Einstufungen der Stufe zwei ermöglichen Aufgaben in Bereichen, in denen herkömmliche Zugangsmethoden unzureichend oder nicht anwendbar sind. Diese Art von Arbeit erfordert die Kenntnis spezieller Verfahren, die Fähigkeit, fortgeschrittene Sicherungssysteme zu bedienen und in ungewöhnlichen Situationen effektiv zu reagieren. Das Spektrum der möglichen Tätigkeiten umfasst unter anderem

  • Überprüfung des technischen Zustands von Tanks, Schornsteinen und Industriesilos,
  • Wartung von Strukturelementen aus Stahl und Beton,
  • Wartung und Diagnose von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien (Windkraftanlagen und PV-Paneele),
  • Betrieb von Anlagen in der Meeresumwelt, einschließlich Offshore-Plattformen,
  • Höhenreinigung, Schutzbeschichtungen und Korrosionsentfernung,
  • Montage und Demontage von Geräten, die an schwer zugänglichen Stellen installiert sind,
  • Fassadensanierung von Großbauten,
  • Installation von Übertragungssystemen und Kommunikationseinrichtungen,
  • Umsetzung von Verfahren in Hochrisikobereichen (Raffinerien, Chemieanlagen).

Der IRATA L2-Techniker ist für die Vorbereitung der Baustelle verantwortlich, nimmt an Rettungsaktionen teil und unterstützt aktiv den Ablauf der Feldarbeit. Auf dieser Stufe nehmen sowohl die Selbstständigkeit als auch die berufliche Verantwortung zu. Die zertifizierte Person führt nicht nur operative Aufgaben aus, sondern trifft auch umfassendere technische und organisatorische Entscheidungen, die einen echten Einfluss darauf haben, wie die Arbeit ausgeführt wird.

Die Bedeutung der praktischen Vorbereitung

Die IRATA L2-Schulung erweitert die Verantwortlichkeiten des Technikers und bereitet ihn oder sie auf operative Tätigkeiten in einem Umfeld vor, das Flexibilität, Konzentration und Gelassenheit erfordert. Die Einarbeitung in die Praxis und die Anwendung fortgeschrittener Verfahren erhöht das Selbstvertrauen eines Teammitglieds. Die Zusammenarbeit auf der Grundlage praktischer Fähigkeiten ermöglicht eine effiziente Umsetzung von Lösungen an schwer zugänglichen Orten. Das Level-2-Zertifikat erweitert Ihre Karrieremöglichkeiten und bereitet Sie auf weitere Herausforderungen in der Höhenarbeitsbranche vor.

FAQ - Häufig gestellte Fragen

Ist es möglich, den L2-Kurs unmittelbar nach dem Erwerb des L1-Niveaus zu absolvieren?

Nein. Die Anforderungen des IRATA-Systems sehen vor, dass ein Bewerber für eine Qualifikation der Stufe 2 echte Erfahrung mit Arbeiten in der Höhe unter Verwendung von Seilzugangstechniken nachweisen muss. Ein Minimum von 1.000 Stunden aufgezeichneter Praxis und ein Minimum von einem Jahr L1-Zertifizierung sind erforderlich. Nur wenn beide Bedingungen erfüllt sind, kann man sich für den Kurs der Mittelstufe anmelden. Der Kandidat sollte außerdem in guter körperlicher Verfassung sein und die Arbeitstätigkeit durch entsprechende Logbucheinträge bestätigen.

Wodurch unterscheidet sich die zweite Stufe der Ausbildung von der ersten Stufe der beruflichen Praxis?

Ein L2-zertifizierter Techniker verfügt über ein breiteres Spektrum an Kompetenzen und eine größere Selbstständigkeit bei der Ausführung von Aufgaben im Einsatz. Er kann selbstständig Arbeitspunkte vorbereiten, sich an der Planung des Einsatzes beteiligen und aktiv an Rettungsaktionen teilnehmen. Die Ausbildung ermöglicht es Ihnen, sich in Situationen zu bewähren, in denen Sie die Initiative ergreifen und unter wechselnden Bedingungen schnell reagieren müssen.

Wie lange ist das IRATA L2-Zertifikat gültig und wann kann das Verlängerungsverfahren eingeleitet werden?

Die Berechtigungsurkunde der Stufe 2 bleibt drei Jahre ab dem Datum der bestandenen Prüfung gültig. Das Verfahren zur Erneuerung kann frühestens sechs Monate vor Ablauf der Gültigkeit eingeleitet werden. Es muss ein vollständiger Auffrischungskurs absolviert und die Abschlussprüfung bestanden werden. Alle Schritte müssen den aktuellen IRATA-Vorschriften entsprechen und durch eine angemessene Dokumentation der Erfahrung in einem Fahrtenbuch belegt werden.

Wo werden die erworbenen Qualifikationen in der Praxis angewendet?

Das Zertifikat ist international anerkannt und öffnet die Tür zur Beschäftigung bei Projekten, die fortgeschrittene Fähigkeiten im Bereich des seilunterstützten Zugangs erfordern. Der Techniker kann u. a. im Windenergiesektor, in der Raffinerieindustrie, bei Offshore-Anlagen oder bei der Wartung von Hochhäusern eingesetzt werden. Die Aufgaben umfassen oft schwer zugängliche Stellen, an denen herkömmliche Zugangsmethoden unzureichend sind.

IRATA-Schulungsplan